Hüterelf

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Der Hüterelf

Es war einmal ein vom Vogelgesang schallender, ­wunderschöner Wald. Auf einer Lichtung in seiner Mitte stand ein Holunder, dessen süß duftende Blüten Bienen, Wespen und die farbigen Käfer der Wälder anlockten.

In einer Höhle im Stamm dieses Holunders hatte ein Elf, der aus den Blüten des Strauches Sirup machte, sein Häuschen gebaut. Der Elf langweilte sich nie. Er pflanzte Sträucher, Pilze und verschiedene Bäume und trocknete Brombeeren und ­Himbeeren für den Winter.

Als er noch jünger gewesen war, hatte er häufiger die Grenzen seines Reiches verlassen, aber in letzter Zeit erfuhr er merkwürdige Dinge, die ihm Sorgen bereiteten. Eines Tages zum ­Beispiel rann aus einer Plastikdose irgendeine stinkende Flüssig­keit auf das Gras der Wiese. Davon verbrannte das Gras, und die Käfer starben.

Jetzt sammelte der Elf gerade Nussschalen, die von Krähen verstreut worden waren, um darin die Kerne verschiedener Pflanzen aufzubewahren, als ihm einfiel, dass er seinem neu­geborenen Enkelkind eine Nussschalenwiege bauen sollte. Die mit Kernen gefüllten Nussschalen brachte er in eine Höhle in einem nahestehenden Baum.

Er wählte eine schöne große Walnuss aus und nahm das Innere heraus. Mit der Schale einer zerborstenen Muschel begann er zu schnitzen. Als die Späne fielen, blitzten Gedanken und Erinnerungen im Kopf des ­kleinen Elfen auf.

Er dachte daran, wie sonderbar die Menschen sind. Sie wollen ihr Leben bequemer machen und versuchen, immer mehr Geld und Güter zu besitzen, während sie unglaublich verschwenderisch leben. Die Menschen beuten immer größere Gebiete der Erde aus, um die natürlichen Lebensräume zu künstlichen Flächen zu machen, die für die meisten Tiere und Pflanzen nicht mehr zum Leben taugen. Sie verwenden Chemikalien und manipulieren Gene. Zur gleichen Zeit schütten sie die Produkte weg, wenn sie zu viel davon haben, und viele verschwenden sogar die fertigen Lebensmittel, während andere vor Hunger sterben. Während er darüber nachdachte, schüttelte er mehrmals traurig den Kopf, obwohl er im Grunde genommen ein heiterer, das Leben liebender Elf war.

Er erinnerte sich noch daran – o ja, er erinnerte sich sogar sehr gut daran –, wie es war, als er noch jung war. Damals war es auch nicht ­perfekt bei den Menschen, aber die Not der Natur war noch nicht so groß. Sein Großvater lebte noch in engem Kontakt mit ihnen. Er lehrte sie, was, wann und wie gepflanzt werden sollte, und zeigte ihnen die helfen­de Kraft der Pflanzen. Auch der Elf pflanzte mit seinem Großvater oft die Samen des Spitzwegerichs in die Wiesen, damit die Leute, die sich beim Mähen schnitten, mit den Spitzwegerichblättern ihre Wunden versorgen konnten.

In der letzten Zeit entfernten sie sich aber immer weiter voneinander. Die Elfen verbargen sich in ihren Häuschen, und die Menschen vergaßen langsam ihre kleinen Freunde. Man erzählte den Kindern nur in Märchen von ihnen, und die Kinder glaubten, dass die Elfen nur fiktive Wesen seien und nie gelebt hätten.

 

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