Die Kuh Elsa
Elsa stand auf ihrer Wiese in den Bergen und träumte vor sich hin.
Um sie herumstanden oder lagen ihre Freundinnen in der Sonne und dösten oder ließen sich das saftig, grüne Gras schmecken.
Die Kühe genossen die warmen Strahlen der Frühlingssonne und freuten sich ihres Lebens.
Nur Elsa war nicht ganz zufrieden. Sie fand das Leben auf der Weide nicht wirklich genüsslich so wie ihre Freundinnen, sondern eher etwas langweilig.
Elsa mochte es nicht nur gemütlich. Klar, gegen einen ruhigen Tag auf der Wiese gab es nichts einzuwenden, aber hier war jeder Tag eher ruhig und während die anderen Kühne das gern mochten, wollte Elsa lieber etwas Action.
Mit sehnsüchtigen Blicken verfolgte Elsa vorbeifahrende Mountainbiker, über der Wiese kreisende Paraglider oder die Wanderer, die dem kurvigen Weg vorbei an ihrer Wiese hinauf zum Gipfel des Berges folgten.
Elsa beschloss, dass sich etwas ändern musste. Sie wollte nicht mehr Tag für Tag nur auf der Wiese stehen und fressen, wiederkäuen und Milch geben.
Elsa wollte etwas erleben.
Am nächsten Morgen, als der Bauer Josef seine Kühe vom Stall auf die Weide führte, fiel Elsa immer ein Stückchen weiter zurück, bis der Bauer sie nicht mehr sehen konnte.
Sie lief zurück zum Hof und auf den Schweinestall zu.
Elsa hatte schon oft den Schweinen beim Suhlen in ihrer Schlammkuhle zugesehen und sich überlegt, wie herrlich spaßig es sein müsste, sich zusammen mit den Schweinen im Matsch zu wälzen.
So fragte sie die Schweine: „Hallo, ihr süßen Wutzen, darf ich heute mit euch spielen?“
Die Schweine freuten sich sehr über Elsas Besuch und luden sie zu sich ein.
Den ganzen Tag über suhlte sich Elsa also mit den Schweinen im Schlamm, fraß mit ihnen aus deren Trog und versuchte das Grunzen der Schweine zu erlernen.
Als der Bauer am Abend kam, um die Schweine zu füttern, dachte er zuerst, er sähe nicht richtig. Er konnte es nicht fassen.
Da stand die Kuh Elsa im Schweinestall, über und über mit Matsch bedeckt und grunzte fast so gut wie seine Ferkel.
Er führte Elsa aus dem Schweinestall, holte einen Eimer mit Wasser und eine große Bürste und begann die Kuh zu waschen.
Das fand Elsa nicht so toll. Sie mochte die Bürste nicht gern, die rauen Borsten kratzen immer so auf der Haut.
Am nächsten Tag stand Elsa wieder mit den anderen Kühen auf der Weide. Sie hatte zwar großen Spaß im Schweinestall gehabt, aber erstens wollte sie nicht wieder gewaschen werden, und zweitens hatte sie trotz der Wäsche immer noch Matsch in den Ohren und in den Nasenlöchern.
Das gefiel ihr gar nicht.
Sie legte sich gemütlich auf der Wiese nieder, um zu überlegen, was sie noch tun könnte, um etwas zu erleben.
Am folgenden Samstag war Markttag, und die Bäuerin stieg samstags immer hinab ins Dorf, um Eier und Käse auf dem Markt zu verkaufen ...
Die Geschichte von der Möwe, die mal ganz dringend musste
Die Möwe Hildegard war fast wie alle anderen Möwen auch. Sie war weiß, und sie hatte einen orangefarbenen Schnabel und orangefarbene Füße und Beine.
Sie konnte fliegen wie die anderen Möwen und schreien wie die anderen Möwen. Sie segelte gern im Wind und fraß Fisch, so wie alle anderen Möwen auf ihrer Klippe auch.
Nur eines machte sie nicht wie die anderen Möwen. Wenn sie mal musste, war sie gern allein.
Die anderen Möwen liebten es, mitten im Flug ihr Häufchen fallen zu lassen. Sie machten sich einen Spaß draus, auf die Köpfe der Menschen zu treffen oder über die Strandpromenade zu fliegen und auf Eisbecher und Kaffeetassen zu zielen. Hildegard suchte sich lieber ein ruhiges Plätzchen, an dem sie allein und ungestört war.
Sie verrichtete ihr Geschäft, verscharrte das Häufchen mit ihren Füßen und wischte sich das Hinterteil danach an einem Blatt oder am Gras sauber.
Ja, so war Hildegard. Sie mochte dabei nicht gestört werden und sich danach sauber und frisch fühlen. Außerdem fand sie es eklig, in die Häufchen der anderen zu treten, wenn sie am Strand entlang spazierte.
Die anderen Möwen lachten Hildegard oft aus, weil sie bei ihrem Spielchen „Wer trifft mit seinem Häufchen?“ nicht mitmachte oder weil sie so oft verschwand, um eine ruhige Stelle zu finden und weil sie am Strand so komisch lief. Immer mit den Augen am Boden, um nicht in das Gekleckerte der anderen Möwen zu treten. Aber Hildegard war das egal. Sie blieb dabei, sauber und frisch ist das Beste ...